- Concertone, AS300 -



An dieser Stelle möchte ich einen eher unbekannten Verstärker des französischen Herstellers Concertone vorstellen, den AS300. Es ist ein Stereo-Vollverstärker mit EL86 Gegentaktendstufen, der etwas ungewöhnlich konstruiert ist und einige technische Besonderheiten aufweist. Der fertig restaurierte Concertone AS300:


Concertone AS300


Die Rückseite ist in drei Bereiche unterteilt. Im linken Teil befindet sich der Eingangsspannungswahlschalter, das Typenschild, sowie zwei weitere Buchsenpaare. An einem der Buchsenpaare wird die Netzspannung direkt herausgeführt, an dem anderen Buchsenpaar liegt sie geschaltet über den Netzschalter an. Im mittleren Bereich sind die Anschlussleisten für die Lautsprecher. Es lassen sich Lautsprecher mit 4, 8 und 16 Ohm Impedanz anschliessen. Auf der rechten Seite sind die verschiedensten Cynch-Eingangsbuchsen angeordnet.


Concertone AS300


Das Typenschild:


Concertone AS300


Der Verstärker von innen. Im oberen Teil die Endstufen mit den Ausgangsübertragern. Rechts davon Netztrafo und Siebelkos. Unten links der Phonoverstärker, in der Mitte die Klangregelung mit den beiden Röhren für die Phasenwender, rechts unten dann die Rähren für die Vorverstärkung.


Concertone AS300


Noch ein Bild von der Seite:


Concertone AS300


Die EL86 mit den beiden grossen Ausgangsübertragern. Es sind EI84-Kerne mit 43mm ! Pakethöhe.


Concertone AS300


Die Potis für die Klangeinstellung sind jeweils Mono-Potis. Die beiden Potis für die Höhen- und die beiden für die Basseinstellung sind jeweils mechanisch über Zahnräder gekoppelt. Möchte man nur einen Kanal verstellen, so kann man am jeweiligen Potiknopf ziehen. Das Poti wird dann nach vorne gezogen und dabei mechanisch aus dem Zahnradgefüge ausgekoppelt. Der Kanal läßt sich dann einzeln verstellen. Federn ziehen die Potis anschliessend wieder zurück in die Ausgangslage.


Concertone AS300


Der Verstärker von der Unterseite:


Concertone AS300


Unter diesem Abschirmblech befindet sich der Netzschalter:

Concertone AS300


Der Bereich der Endstufe mit den Einstelltrimmern für die Endröhren. Die Anodenströme der Endröhren lassen sich nicht einzeln einstellen sondern nur kanalweise. Für die Messung des Anodenstromes des jeweiligen Kanales ist dann eine Drahtbrücke abzulöten und das Amperemeter einzuschleifen. (siehe Pfeile):


Concertone AS300


Der Netztrafo und der Gleichrichter für die negative Gitterspannungsversorgung der Endstufe. Gleichzeitig werden mit dieser Spannung auch alle Röhren des Phono- und Vorverstärkerteiles geheizt!


Concertone AS300


Das Schaltbild zu diesem Verstärker habe ich irgendwann mal im Netz gefunden, allerdings weiß ich nicht mehr wo. Die Darstellung ist ungewohnt und man braucht etwas Zeit um sich darin zurecht zu finden. Es ist nur ein Kanal komplett gezeichnet, das Netzteil ist allerdings für beide Kanäle zusammen. (Mit einem "klick" auf das Bild erscheint der Plan im Großformat!!)


Concertone AS300


Die Röhrenbestückung ist teilweise auch etwas ungewohnt. In den Vorstufen (V1-V4) ECC83, in den Endstufen (V7-V10) EL86 und für die Phasenwender (V5-V6) dagegen ECF83 ! In Applikationen von Klein & Hummel oder Saba werden stattdessen ECF80 oder ECF82 verwendet. Ungewöhnlich ist auch das Konzept der Anodenspannungserzeugung. Der Transformator wird mit einer nachgeschalteten Verdopplerschaltung betrieben!





- Restaurationsbericht -



Den Verstärker habe ich im bekannten Auktionshaus erworben. Der Verkäufer beschrieb die Funktion mit "geht nicht, brummt nur und die Anodenbleche der Endröhren glühen". Verkauft wurde der Verstärker allerdings ohne die Endröhren und die ECF83. Also ein paar alte EL86 herausgesucht, dazu zwei neue ECF83, eingesteckt und ausprobiert. Die Beschreibung des Verkäufers stimmte somit zu 100%. Bei dem Versuch fiel mir aber auch auf, das die kompletten Röhren der Vorstufen nicht heizten. Beide Fehler hingen direkt zusammen und waren schnell gefunden. Die negative Gitterspannung für die Endröhren fehlte komplett, sie wird gleichzeitig als Heizspannung für die Vorröhren benutzt. Die Vorröhren sind also DC beheizt. Als Ursache stellte sich ein Wackelkontakt im Gleichrichter heraus. Der Gleichrichter und drei Elkos im Pappgehäuse wurden daraufhin ausgetauscht.


Elkos


Damit war der Bereich der Endstufe nun in Ordnung, allerdings spielte der Verstärker noch nicht. Dieser Fehler war ebenfalls recht schnell gefunden, der Vorstufe fehlte die Anodenspannung! Einer der Vorbesitzer hatte die Siebelkos getauscht und dabei einen der Siebwiderstände vergessen einzulöten. Hier musste ich nun etwas experimentieren, da im Schaltplan leider keine Angaben zu den Bauteilewerten stehen, jedenfalls spielte der Verstärker danach endlich.

Neben der üblichen Grundreinigung bekam er dann auch einen Satz neuer EL86. Nun war noch das Gehäuse zu bearbeiten. Es war an einigen Stellen verdüllt und der Lack weitestgehend bis auf das nackte Blech abgeschabt. Dem originalen Lack kam Hammerschlagsilber am Nächsten, damit wurde das Gehäuse dann auch lackiert. In der Folgezeit habe ich diesen Verstärker etliche Wochen betrieben. Dabei machte noch eine ECC83 durch Knistergeräusche auf sich aufmerksam. Sie wurde getauscht und seitdem läuft dieser Verstärker einwandfrei.