- Vergolden -



Bei der Erstellung meiner Röhrenseiten kam ich nicht weiter, ich wollte die AL4 prüfen, aber es hatte keinen Zweck mehr. Die Fassung am Prüfgerät war einfach zu ausgenudelt und verdreckt, keine sichere Kontaktgabe mehr möglich. Es mußte eine vernünftige neue Fassung her. Nach einem Blick in mein Funke W19 Röhrenprügerät war mir klar, dass es nicht so einfach ist dort eine Fassung zu tauschen. Wenn ich mir diese Arbeit schon mache, dann soll sie auch dauerhaft sein.

Da ich keine Außenkontaktfassung in meinem Bastelfundus hatte, suchte ich die Seiten der bekannten Anbieter im WEB durch. Die Fassungen waren aber allesamt verzinnt und auch nicht ganz billig. Verzinnt, nein das wollte ich nicht, die sehen dann nach einiger Zeit wieder total gammelig aus. Vergoldet müßte es die geben, das oxidiert nicht. Also warum nicht selber vergolden, Anwendungen dafür gibt es beim Röhrenhobby schließlich genug. Fassungen und Kontakte aller Art sollten dankbare Anwendungsfälle sein. Vor Jahren hatte ich beim blauen C doch mal ein Handgalvanisierset gekauft, das seitdem im Kellerregal unbenutzt sein Dasein fristete. Also mal rauskramen und schauen, ob man damit was anfangen kann.


So sieht das SET aus:

galvset_zu


und so geöffnet:

galvset_offen


Na immerhin, die wichtigsten Sachen sind drin. Ein Fläschchen Elektrolyt zum Vergolden, eines zum Versilbern, ein weiteres mit Reinigungsmittel (sieht aus und riecht wie Sidol), das Handgalvanisiergerät, Schwämmchen, eine Edelstahlelektrode und eine Anleitung. Also so ziemlich alles was man zum Vergolden so braucht. Jetzt fehlte nur noch das Testobjekt.

Bei ebay hatte ich ein paar Röhren ersteigert, die ich mitsamt der Fassungen bekommen hatte. Also Testobjekte genug, und was für welche! Mit dieser Fassung wollte ich beginnen, eine echte Herausforderung. Total verschmutzt und oxidiert.

fassung_vorher

Aus der Fassung baute ich erstmal die einzelnen Kontakte vorsichtig aus. Dabei darf man die Laschen, mit denen die Kontakte arretiert sind, nicht nur an einer Stelle zurückbiegen. Man muß flächig arbeiten, sonst wird das Material überbeansprucht und bricht beim Zusammenbauen der Fassung ab. In einem alten Margarinebecher löste ich etwas Soda in Wasser auf, wickelte die Kontakte in ALU-Folie ein und legte sie in diese Brühe. Das ganze habe ich dann für zwei Tage in die Ecke gestellt und gären lassen. Die Kontakte sahen danach so aus:

kontakte_vorher

Zwar schon deulich sauberer, aber noch lange nicht geeignet zum Vergolden. Außerdem müssen alle Lötösen offen sein, sonst können die Kontakte später nicht auf einen Draht aufgefädelt werden. Die zu vergoldenden Stellen müssen außerdem abslout sauber, schmutz- und fettfrei sein. Der grobe Schmutz läßt sich gut mit einem weichen Radiergummi entfernen. Danach kommt das Metallputzmittel aus dem Fläschchen zum Einsatz. Ein wenig Putzmittel auf einen Lappen geben und ein paarmal darüber reiben, bis es ganz sauber ist. Wichtig ab jetzt: Nicht mehr auf die Kontaktfläche fassen, die Kontakte nur noch mit Zange oder Pinzette greifen! Der frisch gereinigte Kontakt muß jetzt noch gut gespült werden, denn die Reste des Reinigers müssen runter und dürfen nicht in die Goldlösung gelangen.

Nach diesen Vorarbeiten geht es ans Eingemachte, wir galvanisieren!

Dazu brauchen wir noch eine Gleichstromquelle. Ich habe dazu ein kleines Netzteil benutzt, es geht aber auch mit einem Steckernetzteil oder einer Batterie. Mein Netzteil bringt 2 Volt als niederigste Spannung, höhere Spannungen beschleunigen den galvanischen Prozess, die Spannung sollte aber nicht zu hoch sein. Die Devise lautet: bessere Ergebnisse bringen geringere Spannungen, dafür dauert es etwas länger. Die Schichtstärke wird zudem dicker, je länger man galvanisiert. Mein Aufbau (nicht am Voltmeter orientieren, das zeigt dummes Zeug an!) sah dann so aus:

aufbau

Da in dem Set nicht gerade sehr viel von dem (teueren) Goldelektrolyten ist, habe ich ihn in ein Schnapsgläschen gefüllt, um den notwendigen hohen Flüssigkeitsstand zu bekommen. Über den Glasrand steckte ich die Edelstahlklammer. Sie dient als Gegenelektrode und wird als Plus geschaltet. Die Kontakte selber werden als Minus geschaltet.

aufbau_detail

Die Kontakte fädelte ich auf einem stabilen Stahldraht. Diesen Draht habe ich so gebogen, das die Kontaktflächen gerade im Elektrolyt eingetaucht sind. Ganz eintauchen braucht man die Kontakte nicht, es würde die zu galvanisierende Oberfläche nur unnötig vergrössern, und den Elektrolyten schneller erschöpfen. Mit der Edelstahlelektrode wird dem Elektrolyten kein Gold zugefügt, er verbraucht sich daher mit der Zeit. Das der elektrochemische Vorgang stattfindet sieht man an kleinen Gasbläschen, die an der Edelstahlelektrode aufsteigen. Nach ein paar Minuten sehen die Kontakte dann so aus:

kontakte_nach_bad

Jetzt heißt es wieder: Kontakte gründlich spülen. In der Anleitung des Sets steht zwar, das der Elektrolyt nicht giftig ist, gesund ist er aber garantiert auch nicht. Nach dem Trocknen kann man die Oberfläche noch polieren, ich habe sie aber lediglich mit dem Radiergummi abgerubbelt.

Ich hab zwar keine Ahnung wie stark und robust die Goldauflage ist, aber das fertige Ergebnis kann sich doch wohl sehen lassen:

fassungen_nachher



Ein paar weitere Fassungen habe ich dann auch noch probiert:

fassungen_fertig





Ein Besucher meiner Homepage teilte mir in einer mail mit, dass es sich bei dem Goldbad in diesem Set um eine 24-Karat Goldauflage handelt. Eine solche Goldauflage ist mechanisch nicht sehr robust und reibt sich mit der Zeit ab. Daher habe ich mir bei einem befreundeten Galvaniseur ein Goldbad zum Hartvergolden besorgt, mit dem ich dann etliche Fassungen meines W19 Röhrenprüfgerätes vergoldet habe. Ich zeige hier noch ein paar Bilder davon.

Fassung im Bad

fertige Fassung

fertige Fassung