- Altes Telefon von DeTeWe -
Vor einiger Zeit hatte ich ein altes Telefon geschenkt bekommen. Ein Modell der Firma DeTeWe, etwa aus der Zeit um die Jahrhundertwende 1900 stammend. Leider war das Telefon in einem ziemlich schlechtem Zustand. Es hat vermutlich längere Zeit im Wasser gelegen und war mit einer lehmartigen Schmutzschicht überzogen. Die Grundplatte war gerisssen und die Holzteile, vor allem des Deckels, waren völlig krumm, verzogen und aus dem Leim gegangen. Zunächst ein paar Bilder des unrestaurierten Telefons:
Die Technik im inneren des Kastens:
Die Unterseite mit eingeprägtem Schriftzug:
Auf der rechten Seite die Kurbel des Induktors, für den Ruf des "Fräuleins vom Amt":
Der Hörer, überzogen mit einer hartnäckigen schwarzen Schicht:
Soweit die Bestandsaufnahme, ein tüchtiges Stück Arbeit würde es werden hieraus wieder ein Schmückstück zu machen. Dabei sollte die Restaurierung vorsichtig geschehen. Es sollte kein überrestauriertes Telefon im Zustand "besser wie Neu" werden, man sollte dem Telefon sein Alter ruhig ansehen können.
Für die Restaurationsarbeiten mußte das Telefon komplett in alle Einzelteile zerlegt werden. Das allein war schon innerhalb des Kastens mit der Technik nicht ganz einfach. Aber nur so konnten sämtliche Teile gereinigt und aufgearbeitet werden. Also habe ich das Telefon komplett zerlegt und sämtliche Teile gereinigt.
Die Einzelteile des Holzdeckels des Kastens wurden gewässert, um sie wieder in Form bringen und richten zu können. Die Eichengrundplatte des Telefons wurde an der Bruchstelle gefeilt und geschliffen, bis sie wieder passgenau zu einer Platte zusammenzuleimen war. Danach wurden sämtliche Holzteile mit einem dünnen Schellacküberzug versehen. Das verleiht den Teilen einen leichten seidigen Glanz, nicht so stark glänzend wie es auf einigen der folgenden Fotos bedingt durch den Blitz erscheint. Das fertig restaurierte Telefon:
Um die Welle der Kurbel fehlt noch eine passende Rosette aus Messing.
Auf der linken Seite sind die Anschlußklemmen des Telefons. Klemmen und Schrauben sind versilbert und wurden bewußt nicht auf Hochglanz gebracht. Sämtliche Drähte wurden wieder so angeschlossen wie sie vorher waren.
Der Deckel des Kastens war völlig verzogen und teilweise schon aus dem Leim gegangen. Der originale Schriftzug auf dem Deckel wurde bei den Arbeiten erhalten. Zwischen die beiden Metallschienen kann man ein Stück Papier einklemmen, möglicherweise war das früher für Notizzettel gedacht:
Die beiden Glocken waren, wie der Hörer, ebenfalls komplett mit einer hartnäckigen schwarzen Schicht überzogen. Diese Schicht ließ sich werder mit Wasser, noch mit Alkohol oder Verdünnung entfernen. Unter den Köpfen der Befestigungsschrauben konnte man aber sehen, das sie früher einmal hochglänzend vernickelt gewesen sein mußten. Ich habe daher versucht sie so gut es ging wieder glänzend zu bekommen ohne sie in eine Galvanik zu geben. Dies war aber nur mit Drahtbürste und Polierscheibe möglich.
Das Telefon mit geöffnetem Technikkasten:
Die beiden nächsten Bilder zeigen die Spulen des Läutewerkes, das übrigens noch funktioniert und sich wirklich so anhört wie man es aus uralten Filmen kennt.
Links im Bild ist der Schaltkontakt des Hörers zu sehen, der bei Abnahme des Hörers aus der Halterung betätigt wird. Vorn im Bild der Übertrager und im Hintergrund der Induktor:
Der Induktor, der übrigens noch funktioniert, hat drei Hufeisenmagnete. Die Polbezeichnung N ist auf den nächsten Bildern sogar zu erkennen:
Das Sprechrohr ist in der Höhe verstellbar und wird durch eine Feder in der jeweiligen Position gehalten. Leider fehlt meinem Telefon die Sprechmuschel.
Die Sprechrohrmechanik ist auf einem hölzernen Ring montiert. Nach entfernen der Schmutzschicht zeigte sich darunter ein in weißer Farbe eingelegter Schriftzug.
Die Metallteile des Höres wurden ebenfalls mit Drahtbürste und Polierscheibe behandelt und glänzen wieder recht ordentlich. Die Spulen des Hörers sind zudem nach all den Jahrzehnten immer noch in Ordnung.
Auf der Rückseite ist noch ein Schriftzug mit Pfeil:
Was jetzt hier so schön nach Holz aussieht ist auch welches. Ich hatte es anfangs für eine Art verdreckten Bakelit gehalten.
Die Schrift läßt sich leider nicht mehr komplett entziffern. Der äußere Metallring ist an zwei Stellen, jeweils bei den Schrauben, durchgebrochen. Auf dem Foto ist das kaum zu erkennen.
Fazit: Die Restaurierung war mit einer Menge Arbeit verbunden und hat etliche Stunden an Zeit gebraucht. Auf einer so kurzen WEB-Seite kann man das garnicht wiedergeben und entsprechend vermitteln. Herausgekommen ist dabei ein recht hübsches historisches Telefon, das nun im heimischen Hausflur einen neuen Ehrenplatz gefunden hat. Die über hundert Jahre alte Technik dieses Telefons würde vermutlich auch noch heute funktionieren, nur ist es heutzutage nicht mehr kompatibel mit der vorhandenen Technik der Telekom. Von unserer heutigen Technik wird man ähnliches in hundert Jahren nicht sagen können; als kurzfristig denkende, profitgierige und resourcenvergeudende Wegwerfgesellschaft wird man uns bezeichnen.