- Kondensatoren -



Bei der Restauration alter Radiogeräte, Fernseher oder Verstärker sind Kondensatoren sehr häufig die Quelle allen Übels. Seien es normale Wickelkondensatoren, Drehkos oder Elkos. Fast immer hat der Zahn der Zeit an ihnen genagt und so manches Gerät dadurch zum Ausfall gebracht. Dabei gibt es eine ganze Reihe unterschiedlichster Fehlermöglichkeiten bei Kondensatoren, einige sind jedoch auf spezielle Typen beschränkt.





Drehkondensatoren


Bei Drehkondensatoren sind es häufig mechanische Probleme, die zum Versagen des Bauteiles führen.

  • Achse sitzt fest.


  • Eine durch verharztes Fett festsitzende Achse kann den kompletten Skalenantrieb eines Radios blockieren. Sehr oft hilft aber bereits das Einsprühen eines harzlösenden Mittels (z.B. Kontakt 61). Gleichzeitiges hin- und herdrehen der Achse und leichte Erwärmung verbessert die Wirkung. Anschliessend gut mit einem nicht aggressivem Mittel die angelösten Harzreste ausspülen (z.B. Kontakt WL, Tunerspray etc.). Zum Abschluß die Achse neu einölen. Aber nicht mit billigem Nähmaschienenöl. Hier ist ein harzfreies Öl, wie Ballistol, die erste Wahl. In ganz hartnäckigen Fällen hilft aber nur die mechanische Zerlegung des Antriebes.


  • Drehko hängt, läßt sich nicht durchdrehen


  • Dieser Fehler tritt eher bei Sperrmüllfunden oder nach dem Versand eines Gerätes auf. Durch grobe mechanische Einwirkung sind Teile des Plattenpaketes verbogen und dadurch der Drehwinkel eingegrenzt. Diese Platten können vorsischtig zurückgebogen werden, bis sich der Drehko durchdrehen läßt. Dabei ist darauf achten, das diese Platten nicht wiederum einen Kurzschluß zu benachbarten Platten bekommen. Nun aber keinesfalls alle kleinen Segmente der äußeren Platten wieder in eine Flucht bringen. Sie sind bewußt zum Abgleich des Gerätes leicht verbogen worden!


  • Kurzschluß zwischen den Platten


  • Hier gibt es mehrere Fehlermöglichkeiten. Der Drehko ist "gewachsen" (dazu später mehr), die Platten sind verbogen oder eingedrungener Schmutz führt zu Nebenschlüssen. Bei verbogenen Platten verläuft die Reparatur wie unter: "Drehko hängt, läßt sich nicht durchdrehen" beschrieben. Bei Kurz- und Nebenschlüssen durch Schmutz hilft nur reinigen (siehe unten) oder ausbrennen.


  • Drehko kracht beim Durchdrehen


  • Hier gibt es zwei Fehlermöglichkeiten. Entweder es besteht ein Kurzschluß zwischen zwei Platten (siehe oben), oder die Masseverbindung des Rotorpaketes ist schlecht. Die Masseverbindung wird häufig einfach über die Lagerung des Rotorpaketes geführt. In diese Lager dringt Schmutz ein und es kommt zu Übergangswiderständen und Unterbrechungen. Hier hilft spülen mit einem Oxid- und Fettlösendem Mittel (z.B. Kontakt60 und 61). Anschließend gut ausspülen und neu ölen.


  • Drehko ist "gewachsen"


  • Von diesem Problem sind viele alte Drehkos aus Zinkdruckguss betroffen. Besonders die Freunde der alten Saba-Geräte leiden darunter. Durch Korrosion des Zinkdruckgusses dehnt sich der Druckgußkörper aus, er quillt auf. Dieser Vorgang ist irreparabel und kann bis zum völligen Verfall des Gußteiles führen. Häufige Fehlerursache sind dann Kurzschlüsse der Platten, aber auch gesprengte Keramikisolatoren oder Gehäuseteile.
    Wirkliche Abhilfe für dieses Problem gibt es nicht, außer einer Neuanfertigung. Versuchsweise kann man probieren, die Platten abzubeizen, so das sie dünner werden und keine Kurzschlüsse mehr verursachen. Dazu das Rotorpaket ausbauen und in eine 30% Ätznatronlösung (30 gr Ätznatron auf 70gr Wasser) tauchen. Vorsicht: Schutzbrille, Handschuhe etc. tragen. Solange abbeizen, bis keine Kurzschlüsse mehr vorhanden sind. Danach gründlich abspülen, trocknen und die Lagerung einölen.


  • Tip: Drehko reinigen

    Drehkos lassen sich prima in der Spülmaschine reinigen. Dies entfernt auch den Schmutz zwischen den Platten, wo man sonst garnicht hinkäme. Ist keine Spülmaschine vorhanden, so geht es auch anders. In eine hohe Schüssel wird heiße Seifenlauge mit etwas Soda eingegeben. Darin den Drehko einlegen und in der Lösung bewegen. Fett und Schmutz werden dadurch gelöst. Besitzer von Ultraschallgeräten haben es hier natürlich noch besser. Anschließend gut trocknen lassen und die Lagerung neu einölen.







  • Folienkondensatoren


    Folienkondensatoren haben häufig schlechte Isolationswerte durch Risse in den Gehäusen und dadurch eingedrungene Feuchtigkeit. Als Koppelkondensator eingesetzt führt dies zu einer Erhöhung der Spannung am Gitter der folgenden Röhre und kann zu deren Zerstörung führen. Mit einem normalen Multimeter läßt sich ein solcher Fehler kaum erkennen, da die Meßspannung nur wenige Volt beträgt. Ein Kondensator der hier völlig OK erscheint kann in Wirklichkeit absolut unbrauchbar sein. Erst höhere Meßspannungen bringen wirklich eine Aussage über die Verwendungsmöglichkeit. Zur Überprüfung solcher Kondensatoren habe ich mir daher ein kleines Prüfgerät gebaut, mit dem man zusätzlich auch die Kapazität messen kann.


    Sehr häufig anzutreffen in Geräten der 50/60er-Jahre sind die Wima "Tropydur"-Wickelkondensatoren.
    Auch wenn uns die zeitgenössische Werbung diese Kondensatoren als das Non-Plus-Ultra anpreist, sollten sie grundsätzlich ausgetauscht werden. Sie sind nicht sehr zuverlässig und haben einer ganzen Generation Radio-Fernsehtechniker das Überleben gesichert. Werbeanzeigen aus den Katalogen von Radio Rim (1957) und Radio Fern (1964):


    Wima Radio Rim 1957

    Wima Radio Fern 1964


    Und so sehen diese Kondensatoren in Natura dann aus. Viel sagen muß man dazu nicht, das Foto ist eindeutig und messen braucht man die vorher auch nicht mehr. Rigoros raus damit!


    Wima Tropydur


    Weitere Beispiele zeigen die nächsten Bilder, aus einer Philips-Philetta:


    Kondensatoren Philetta


    aus einer Philips-Sirius:


    Kondensatoren Sirius


    englische Kondensatoren von Hunts:


    Hunts





    Fortsetzung folgt !