- Kaiser, UKW Spezial W1032 -



Beim einem Stammtischtreffen der Röhrenbude sah ich dieses Radio von Matthias. Der Vorbesitzter hatte es ursprünglich gelb gestrichen und Matthias hatte bereits versucht diesen Anstrich zu entfernen. Dabei traten einige Schäden am Furnier zutage, weshalb er es neu furnierte und ölte. Es war zwar alles andere als im Originalzustand und spielte nicht, trotzdem gefiel es mir und ich kaufte Matthias das Radio ab.

Kaiser UKW Spezial


Zuhause angekommen stellte sich ersteinmal die Frage: Was hast Du da eigentlich genau gekauft? Eines war klar, dies Gerät ist ein UKW-Super. Aber halt nur UKW und nichts anderes. Leider stand auf der Rückseite keine Typenangabe, denn genau an dieser Stelle hatte jemand versucht den Lautsprecher nach außen zu führen und eine Phono-Buchse einzubauen.

Kaiser UKW Spezial
Kaiser UKW Spezial

Nach einigen Recherchen wußte ich es dann. Es handelte sich um einen Kaiser UKW-Spezialsuper W1032, hergestellt etwa 1954/55. Aber warum nur mit UKW?

Mit dem Aufkommen des UKW-Rundfunks anfang der 50er Jahre sah die Firma Kaiser hier ihre Marktchance mit der Fertigung preiswerter "nur UKW-Empfänger". Geräte mit "LMK" hatten die allermeisten Haushalte ja bereits. So fertigten sie einen 9-Kreis-Super zu einem Preis von nur etwa 140DM, der sogar noch über eine Klangregelung verfügt und wo zudem ein größeres Gerät als Verstärker angeschlossen werden konnte.



Bestandsaufnahme:

Im Gegensatz zu vielen Radios besitzt dieses Gerät keine Wartungsöffnung im Boden. Der Boden ist komplett geschlossen. Außerdem fehlt ein Gehäusefuß, den es nachzubauen gilt.

Kaiser UKW Spezial

Wie bereits auf dem ersten Bild zu sehen war, fehlt bei diesem Gerät die Lautsprecherbespannung. Die Einfassung der Skala- und Lautsprecherfront ist grundiert worden, ebenso die Zierleiste, die unterhalb der Lautsprecherfront sitzt. Diese ist aber zum Glück vorhanden und lag dem Gerät lose bei. Knöpfe und Skala sind heile und brauchen nur gereinigt werden. Die originale Frontbespannung hatte Matthias zwischenzeitlich noch gefunden und mir netterweise mit der Post zugeschickt.

Original soll das Gerät eigentlich so aussehen (mit freundlicher Genehmigung von Herrn Andreas Echtner):

Kaiser UKW Spezial

Das Chassis wurde ausgebaut und so kamen weitere Überraschungen zu Tage. Die Kabel zum Lautsprecher waren abgeknipst und die Netzleitung war laienhaft angeflickt und mit Pflaster isoliert worden. Außerdem gab es da noch diesen merkwürdigen einzelnen braunen Draht. Der hat es in sich, denn er ist direkt mir der Netzspannung verbunden!! Eigentlich ist dieser Draht über einen Kondensator am Netz angeschlossen und dient als Lichtantenne. Hier ist er aber direkt mit der Netzspannung verbunden. Naja, dafür ist der Skalenantrieb in Ordnung, das hat doch auch was...

Das Chassis von vorne, vor der Restaurierung:

Kaiser UKW Spezial Chassis von vorne

Um das Chassis aus dem Gehäuse zu bekommen muß das Skalenrad des Drehkos in dieser Position stehen, andernfalls läuft man Gefahr es abzubrechen.

Kaiser UKW Spezial Skalenrad

Auf der Geräteunterseite fällt zunächst der ungewöhnliche Seleengleichrichter auf. Gücklicherweise erwies er sich später als noch in Ordnung.

Kaiser UKW Spezial Gleichrichter

Das restliche Chassis machte einen ordentlichen Eindruck. Abgesehen von den Leitungen zu den nachgefummelten Buchsen sah es nicht weiter verbastelt aus. Die vorhandenen Kondensatoren (Teerbomben) müssen aber allesamt ersetzt werden. Der 30pF-Scheibenkondensator (links oben im Bild) ist auseinandergebrochen und muß ebenfalls ersetzt werden.

Kaiser UKW Spezial Teerbomben

In dieser Konstellation sehr ungewöhnlich ist auch die Röhrenbestückung des Gerätes. ECC81 im UKW-Tuner, 2xEF41 für die ZF-Verstärkung, EAA91 als Demodulator und eine PCL81 als Endröhre.



Restauration:

Nun ging es mit der Restauration los. Dabei war eines klar: Wegen der nachgebohrten Buchsen, der grundierten Zierteile und dem geölten Gehäuse ist ein Originalzustand nicht wieder herzustellen. Aber zumindest ein schönes und spielbereites Gerät.

Zunächst wurde alles gereinigt, die Netzleitung vernünftig angeschlossen und die Kabel von den nachgefummelten Buchsen entfernt. Die Elkos und Kondensatoren wurden überprüft und größtenteils getauscht. Dann kam der erste Test, aber das Gerät spielte nicht! Der Fehler war schnell gefunden. Es fehlte der 10nF-Kondensator in der Verbindung vom letzten Filtersatz zum Lautstärkepoti. Den mußte der "Buchsen-Nachrüster" wohl entfernt haben.

Zum Schluß prüfte ich noch die Röhren auf dem Prüfgerät. Bis auf die PCL81 waren alle Röhren noch im Gut-Bereich. Die PCL81 sah schon extrem verbraucht aus und das war sie auch, aber nur die Triode. Ihre Emission ging gegen Null, wohingegen die Pentode noch sehr gut war. Interessanterweise spielte das Gerät aber noch mit dieser wirklich toten Triode. Die Röhre ist ober- und unterhalb des Systemes komplett verspiegelt und sieht wirklich schon sehr ramponiert aus. Da ich auf die Schnelle keine andere PCL81 finden konnte, versuchte ich diese zu Regenerieren. Zu verlieren gab es bei dieser Röhre ja nichts, einen Versuch war es also Wert. Er ist sogar gelungen und die Triode steht auf dem Prüfer jetzt wieder bei gut. Damit war das Gerät technisch wieder in Ordnung, aber nun mußte das Gehäuse noch gemacht werden.

Kaiser UKW Spezial PCL81

Der originale Lautsprecherstoff war leider schon sehr ramponiert und löcherig. Nach vorsichtigem waschen löste er sich größtenteils derartig auf, das ich ihn nicht mehr verwenden und nach einem Ersatzstoff Ausschau halten mußte. Glücklicherweise fand sich noch eine alte Schallwand in ausreichender Größe und mit einem einigermaßen zum Gerät passenden Stoff. Damit konnte die Schallwand dann neu überzogen werden.

Fertig zusammengebaut spielt das Radio wunderbar, die Arbeit hat sich jedenfalls gelohnt. Es ist ein wirklich schönes Gerät geworden.

Kaiser UKW Spezial W1032

Die Skala mit den umfangreichen Bedienelementen... ;-)

Kaiser UKW Spezial W1032 Skala